Civil War – Prophetisch oder nicht, das ist hier die Frage (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 15.03.2024

Der Thriller „Civil War“ läuft ab dem 18. April im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film von Alex Garland.

civil-war Filmszene 002 (c) DCMBild (c) DCM

Alex Garland ist ein begnadeter Autor und ebensolcher Regisseur. Er hat faszinierende und intelligente Science-Fiction mit Filmen wie „Ex_Machina“ erschaffen und versucht sich nun mit „Civil War“ an einer alternativen Historie. Einer, die bedrückend realistisch erscheint, weil man das Gefühl hat, wenn ein paar Ereignisse rund um die Präsidentschaftswahl in den USA Ende des Jahres schieflaufen, könnte das Land auf einen Zustand wie im Film zulaufen.

Civil War – Zur Handlung des Films

Texas und Kalifornien haben sich von den USA abgespalten. Die so genannten Western Forces setzen den Präsidenten mit Geländegewinnen unter Druck. Sie stehen bereits vor Washington, D.C., während der Präsident, der auch das eigene Volk bombardieren ließ, noch an den Sieg glaubt – oder diesen Glauben zumindest verbreiten will.

Die Fotojournalistin Lee (Kirsten Dunst) macht sich mit drei Kollegen von New York auf den Weg nach Washington. Sie wollen den Präsidenten interviewen, doch die Reise durch das Bürgerkriegsland ist extrem gefährlich.

Civil War – Eine Kritik

Garland ist clever. Er erzählt nicht die Vorgeschichte, sagt nicht, wie es zur Sezession kam oder wie der Krieg begonnen hat bzw. wie er verlaufen ist. Er verzichtet auf politische Zuordnungen der Figuren und zeigt nur subtil, wer auf der richtigen Seite der Historie steht, indem en passant erklärt wird, dass der Präsident bereits seine dritte Amtszeit hat – etwas, das von der amerikanischen Verfassung eigentlich ausgeschlossen ist. Um die große Politik geht es darum auch nicht. Mehr ist „Civil War“ die Bestandsaufnahme eines Landes, das tief gespalten ist – und damit ist der Film auf eine Weise aktuell, die furchteinflößend ist.

Der Road Trip durch die geteilten Staaten von Amerika ist einerseits spannend, andererseits intensiv, weil er den schonungslosen Blick auf einen „failed state“ liefert, von dem man dachte, er könnte es niemals werden. In einer Szene wirkt Lee richtiggehend resigniert, als sie davon erzählt, dass sie jedes Kriegsgebiet mit dem einen Foto überlebt hat, das sie nach Hause schickte. Als ein Art Warnung. „Tut das nicht.“ Und doch ist es passiert, der Krieg hat ihre Heimat erfasst und man weiß nicht mehr, wem man in einem Land, in dem praktisch jeder bewaffnet ist, noch trauen kann. So gibt es auch eine Szene mit einem Massengrab und mit Milizionären, die nicht viel Grund brauchen, um jemanden umzubringen.

Die Inszenierung ist direkt, immer nah dran, die Kamera wird durchgerüttelt und immer wieder – ein Foto. Stillstand. Ein Moment des Chaos, eingefangen in Schwarzweiß. Dazu kommt ein immens gutes Sounddesign. Nach einer Explosion ist alles still – bis auf das Pfeifen im Ohr. Andere Momente sind laut, mächtig, sie hüllen das Publikum in einer Soundkulisse ein, die den Eindruck zulässt, mittendrin zu sein. Darüber hinaus zeigt der Film den Schrecken des Krieges – durch den emotionslosen Blick der Kamera, aber auch durch unseren Blick auf die Fotografen, die unter der Last fast schon erdrückt werden. Ein in jeder Beziehung starker Film.

Fazit

„Civil War“ ist eindrucksvoll, brachial, wuchtig – ein Film, der auch deswegen emotional so hochkochen lässt, weil er von einer Welt erzählt, die einst die unsere war. Und davon, wie schnell alles aus den Angeln gehoben werden kann.

Bewertung: 5/5*****